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Altkonservative Splitter: Besuch eines alten Landarbeiters vom Gut Januschau bei einer NS-Propagandaveranstaltung nach 1933 im Kreis Rosenberg/OPr. - Begebenheiten zur Hitlerzeit auf dem Gut von Elard von Oldenburg-Januschau (1855- 1937), Gutsbesitzer und konservativer Politiker.
Als die Hitlerzeit begann, konnte natürlich auch Januschau nicht ausgespart bleiben, aber der „neue Geist“ fand dort nur sehr wenig fruchtbaren Boden. In Januschau, hieß es, herrscht Friedhofsruhe, da muß bald was geschehen. Das erste, was geschah, war, daß der Großvater (Elard von Oldenburg-Januschau) die Aufforderung erhielt, seine Gutsleute zur Versammlung in die Kreisstadt Rosenberg zu schicken. Keiner wollte dieser Einladung nachkommen, so daß er (Elard von Oldenburg-Januschau) schließlich einen von ihnen ausdrücklich beauftragen mußte, sich dorthin zu begeben. Er wählte einen erfahrenen älteren Mann aus und schärfte ihm ein: „Paß gut auf, was gesagt wird. Du wirst mir nachher berichten, wie es war.“ Der Mann kam zurück und berichtete: „Es war ein Herr von auswärts da, der hat zu uns gesprochen.“ „Was hat er denn gesagt?“ „Er hat gesagt: Es ist schon vieles anders geworden, muß aber noch vieles anders werden.“ „Konntet ihr auch was sagen?“ „Na, gewiß doch.“ „Hast Du auch was gesagt?“ „Jawohl!“ „Was hast Du denn gesagt?“ „Ich habe gesagt: Na, was soll schon viel anders werden. Auf die Bäume wird das Brot nicht wachsen.“ „So“, sagte mein Großvater, „du scheinst mir da der einzige Vernünftige gewesen zu sein“.
Kommentar:
Der Altkonservative Elard von Oldenburg-Januschau stand dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber. Seine Mitarbeiter teilten überwiegend seine Überzeugungen. Der gesunde Menschenverstand und die Vorbildfunktion seines Gutbesitzers bewahrten den Landarbeiter vor dem Einfluss der NS-Propaganda.
Zitiert nach:
Hans Graf von Lehndorff: Menschen Pferde, weites Land – Kindheits- und Jugenderinnerungen; Bieberstein Verlag München, dritte Auflage, 1980, S.177.