.png)
Ewald von Kleist-Schmenzin (1890-1945) - ein preußischer Altkonservativer im Widerstand
gegen den Nationalsozialismus
​
„Was mit mir geschieht, steht in Gottes Hand. Ich bin auf alles vorbereitet und habe keine Angst.“
Kleist-Schmenzin in einem Brief an seine Kinder, kurz vor der Hinrichtung.
​
Ewald von Kleist aus Schmenzin in Hinterpommern ist zweifellos der profilierteste Altkonservative des 20. Jahrhunderts. Sein Reden und Handeln, seine Schriften und die zahlreichen Aussagen von Mitstreitern zeugen von einer Kraft, die aus seinem christlichen Glauben und seiner Vaterlandsliebe strömte, und die im Sinne einer „virtuellen Kraftübertragung“ den Deutschen gerade heute wieder ins Gedächtnis gerufen werden sollte. Oft sprach Ewald von Kleist-Schmenzin davon, dass die „Gesamtschau auf die Dinge“ entscheidend sei. Eine Trennung von Gesinnung und Verantwortung lehnte er ab, in dem Sinne, dass für ihn Reden und Handeln eins waren. Von seinen Überzeugungen und Taten geht heute auch noch eine große Faszination aus. Dieser Aufsatz ist der Person Ewald von Kleist-Schmenzins gewidmet, soll aber auch das altkonservative Gedankengut verstehen helfen, das im 19. Jahrhundert vor allem aus den pietistischen Kreisen Preußens und dem politischen Zirkel um Friedrich Wilhelm IV. hervorgegangen ist, dessen Kopf Ernst Ludwig von Gerlach war.
​
Als Christ stand Ewald von Kleist-Schmenzin in der Tradition des pommerschen Pietismus. Er dachte, lebte und handelte als Landwirt, als Gutsbesitzer und Edelmann, manche nennen das despektierlich „Junkertum“. In seiner konsequenten Geisteshaltung musste er nach dem Umsturz von 1918 in die bedingungslose Opposition zur Weimarer Republik, aber auch zum System des Nationalsozialismus kommen. Seine grundsätzlichen Auffassungen verdeutlicht ein Zitat aus seiner Rede auf der Mitgliederversammlung des Hauptvereins der Konservativen am 10. Dezember 1929, die er unter dem Titel „Grundsätze und Aufgaben konservativer Arbeit“ hielt:
​
„Dem Staat, den wir im Geiste schauen, kann segensreiche Dauer verliehen werden nur durch die Monarchie der Hohenzollern. Wir wissen, dass dieser große Augenblick erst in schwerem Ringen erkämpft werden muss und dass der Zusammenbruch des heutigen Staates aller menschlichen Voraussicht nach noch nicht gleich die Wiederherstellung des rechtmäßigen Zustandes bedeuten wird. Die Monarchie der Hohenzollern, und zwar aus eigenem Recht, hat stärkere Stützen als ein formales Prinzip. Nur die über allem Interessenstreit erhabene und von ihr unabhängige Krone ermöglicht eine Politik, die jedem das Seine gibt und Sonderinteressen dämpft, nur sie kann den leidenschaftlichen Interessenkampf befriedigen, weil mit der größeren oder geringeren Erfolgsmöglichkeit die Sucht nach Sondervorteilen steigt oder sinkt und weil die Gewähr, von anderen nicht vernichtet werden zu können, das Gefühl des Geborgenseins gibt. Damit hört der unselige Zwang zu erbittertem Selbsterhaltungskampf auf. Damit werden wieder die wertvollsten Kräfte freigemacht für bessere Dinge. Keine Staatsform, bei der die Spitze nicht gänzlich der Wahl entrückt ist, vermag der heutigen Selbstzerfleischung ein Ende zu bereiten. Nur sehr mächtige oder gänzlich ungefährdete Staaten können sich lange Zeit Wirtschaftsanbetung ohne Zusammenbruch leisten. Ein Staat wird durch die Kräfte erhalten, die ihn gegründet haben. Und die Kräfte, der ganze sittliche und politische Ideenkomplex, die einst eine ganz unbegreifliche Machtentfaltung gezeitigt haben, sind nun einmal an die Krone naturnotwendig gebunden. Und sind nur mit ihr dem Staate zu erhalten. Die Monarchie ist die Voraussetzung eines daseinswürdigen Staates, ist die Voraussetzung der Zukunft unseres Volkes. Darum erkennen wir unsere vaterländische Pflicht dieser erhabenen Idee gegenüber. Von allem Abseitsstehenden wird die monarchische Frage größernteils nach den Monarchisten beurteilt. Die überzeugendste Werbung liegt in unserer Gesamthaltung, in opferbereitem Einsatz für Wohl und Wehe, für die Freiheit des Vaterlandes. Weil die Monarchie die Schicksalsfrage unseres Volkes ist und wir an seine Zukunft glauben, darum wollen wir die Monarchie und glauben an sie. Darum werden wir mit einer Treue, die nichts, aber auch gar nichts auf Erden erschüttern kann, kämpfen und einstmals siegen oder fallen für die stolzeste Losung: `Mit Gott für König und Vaterland, mit Gott für Kaiser und Reich´“.
​
Lesen Sie hier einen Aufsatz über Leben und Wirken von Ewald von Kleist-Schmenzin (PDF).
​​
Zu den Schriften Ewald von Kleist-Schmenzins
Im April 1929 wurde Ewald von Kleist-Schmenzin zum Vorsitzenden des „Hauptvereins der Konservativen“ (gegründet 1902) gewählt. Wie der Name schon sagt, handelte es sich um keine Partei; die Organisation hatte aber im bereits Kaiserreich bedeutenden Einfluss auf die (1918 untergegangene) Deutschkonservative Partei gehabt und sah sich deshalb als eine Art „Nachfolger“ dieser Organisation.
Darüber hinaus war Kleist-Schmenzin bereits früh der am 24. November 1918 gegründeten Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) beigetreten, die verschiedene Strömungen der Konservativen des Kaiserreiches in sich aufgenommen hatte. Kleist-Schmenzin versuchte, seine altkonservativen Vorstellungen in dieser neuen Partei durchzusetzen, hatte damit aber nur mäßigen Erfolg. Aufgrund seiner grundsätzlichen Skepsis gegenüber dem Parteiwesen übernahm Kleist in der DNVP keine Ämter, was seine Wirkungsmöglichkeiten dort natürlich einschränken musste. Der „Hauptverein“ konnte außerdem seinen Einfluss, den er im Kaiserreich noch auf die Deutschkonservativen hatte, nicht auf die DNVP übertragen ...
​
Hier weiterlesen (PDF).
​
Schriften Ewald von Kleist-Schmenzins
(Die Texte können im Format PDF heruntergeladen werden.)
​​
​1. Adel und Preußentum (1926)
2. Grundsätze und Aufgaben konservativer Arbeit (1929)
3. Reformation oder Revolution (1930)
4. Gegen den Club der Harmlosen (1931)
5. Der Nationalsozialismus - eine Gefahr (1932)
7. Ergebnis der monarchischen Umfrage (1932)
8. Gegen Parteiherrschaft (1932)
​
Zum Gut Schmenzin in Hinterpommern
​
​
​
​
​
​
​
​
​
​
​
